Die Faszien oder das Bindegewebe, wie man es früher nannte, sind ein feines, stabiles, dennoch bewegliches und kommunikatives Netz, das sich durch den ganzen Körper zieht. Nach heutigen Erkenntnissen reichen sie vom Unterhautgewebe bis zu tieferen Schichten, die die Muskeln umschließen. Sie bilden die Hüllen, Aufhängungen und Stützgewebe in unseren und um all unsere Organe.
Dabei weisen sie eine unendliche Kontinuität auf, so dass die gesamten „Einzelfaszien“ einen Verbund bilden, der vom Schädel und dem Gehirn über sämtliche innere Organe bis zu den Fingern und Zehen reicht. Dieses dreidimensionale Netz mutet zutiefst chaotisch an, so dass es nur schwer zu erfassen und zu durchschauen ist. Deshalb ist es für Faszientherapeuten essentiell, ihr Gefühl für Körper und Gewebe immer weiter auszubilden und zu verfeinern. Mit umfassenden anatomischen Kenntnissen, dem Wissen um Zusammenhänge im Körper und nicht zuletzt Feingefühl spüren sie Restriktionen auf verfolgen diese zurück zu ihren Ursprüngen. Aus der häufigen Verlegenheitsdiagnose „Psychosomatisch“ kann somit oftmals die eigentliche körperliche Störung als Ursache von Beschwerden lokalisiert werden.
Die meisten manuellen oder strukturell auf den Körper wirkenden Therapieformen arbeiten über die Faszien. Eine der ältesten bekannten Körpertherapieformen, die mit den Eigenschaften der Faszien funktioniert, ist die Akupunktur, zu den jüngeren gehören Rolfing ®, KMI®, Somatic Integration ® und FDM ®
Verhaltens- und Bewegungsmuster, die überwiegend monoton sind führen dazu, dass die Faszien ihre Beweglichkeit und ihr fast flüssig anmutendes Wesen verlieren. Sie verkleben und fühlen sich für die Hände eines geübten Therapeuten knotig, gespannt und trocken an. Die moderne Faszienforschung u.a. durch Robert Schleip hat nachgewiesen, dass Faszien unter Einfluss von Kälte oder Stresshormonen dazu neigen zu verkleben und ihre Flüssigkeit und Gleitfähigkeit und somit auch ihre Anpassungsfähigkeit verlieren können. Diese Verklebungen und Austrocknungen können auch durch entzündliche Prozesse oder Narbenbildungen nach Verletzungen hervorgerufen werden. Jede Narbe stellt eine Verminderung der Anpassungsfähigkeit dar. So kann zum Beispiel eine Blinddarmentzündung dazu führen, dass die Faszien des Bauchraumes eingeschränkt sind, was wiederum einen permanenten kleinen Dauerreiz im Knie verursachen kann, der die Entwicklung einer Arthrose begünstigt. Zwar kann man eine Arthrose nicht einfach so ungeschehen machen, doch wenn die umliegenden Strukturen genug Freiheit, Anpassungsfähigkeit und Fluidität haben, können Arthroseschmerzen dennoch dauerhaft verschwinden.